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Friedenskomitees - wenn MediatorInnen sich zusammentun....

13. Oktober, 2019 um 21:18 Uhr

Foto: Karoline Caesar

Ich lernte Mediation zuallererst von den Menschen, die hier oben im Foto abgebildet sind. Ein Friedenskomitee bestehend aus 14 Mediatorinnen und Mediatoren von MIPAREC - Ministère Paix et Réconciliation Sous la Croix, einer Organisation von Quäkern in Burundi.

Sie und elf andere Friedenskomitees haben mir gezeigt, wie sie Mediation nutzten, um die Verbrechen des Bürgerkriegs mit den Menschen gemeinsam zu verarbeiten. Sie haben mir von den vielen kleinen Einzelschritten berichtet, die bei den oft sehr komplexen Landkonflikten zu beachten sind, die sich bisweilen über Jahrzehnte hinziehen. Von Dritten habe ich von ihrem Engagement in der Zeit des Bürgerkriegs erfahren - z.B. in der vorderen Reihe die dritte von rechts ist die Präsidentin des Komitees, sie hat im Bürgerkrieg als blutjunge Grundschullehrerin Schutzmaßnahmen für ihr Dorf ausgehandelt - ihre Verhandlungspartner waren Rebellen, die seit Monaten ihr Dorf plünderten und allen Gewalt antaten, die nicht schnell genug fliehen konnten. Sie hatte Erfolg. Die Lösung? Die Rebellen sagten den Dorfbewohnern ab da rechtzeitig Bescheid, wenn sie das nächste Mal in ihr Dorf kamen - diese verließen dann vorher ihre Häuser, die Rebellen zogen durch das Dorf, nahmen weniger mit als sonst, dann ging die Bevölkerung wieder zurück in ihre Häuser.

Das Modell "Friedenskomitee"

Das Modell der Friedenskomitees ist mittlerweile in ganz Burundi eine Erfolgsstory geworden, insgesamt gibt es jetzt über 400 Komitees. Jedes Komitee ist als Verein registriert, und fast alle von MIPARECs Komitees haben sich selbst auf Eigeninitiative eines oder mehrere Engagierter im Bürgerkrieg gegründet. Zu dieser Zeit waren es v.a. solche, die eine Reputation als friedliebende Menschen hatten. MIPAREC schulte sie in Methoden der Mediation, diese wurden kombiniert mit burundischen Traditionen bzw. kulturell angepasst. Nach dem Krieg bauten die Komitees die Häuser für rückkehrende Flüchtlinge und Binnenvertriebene mit auf und begleiteten den Prozess der Reintegration dieser Menschen.

Vom Mediant zur Mediator

Nach erfolgreichen Mediationen schlossen sich ihnen MediantInnen aller gesellschaftlicher Kategorien an - Witwen, Lehrerinnen, ehemalige Kindersoldaten, Rebellen, Täter und Opfer. Dadurch erhielt das Komitee Zugang zu all diesen sozialen Gruppen und gewann noch mehr Glaubwürdigkeit. Wenn sie sich in einer Problemsituation einig waren, hatte das sehr viel Gewicht, da sie überparteilich im Sinne aller sprachen und agierten.

Ich habe die Arbeit der Komitees als Beraterin vom Weltfriedensdienst mit meinem damaligen burundischen Kollegen dreieinhalb Jahre lang dokumentiert und ein Methodenhandbuch aufgeschrieben. Hier sind alle diese Publikationen zu finden.

Weshalb sie mich inspirieren

Inspiration und Bewunderung für die Arbeit der Mediatorinnen und Mediatoren in Burundi haben mich veranlasst, mich als Mediatorin ausbilden zu lassen. Bis heute habe ich vor allem die Art und Weise des Umgangs miteinander und mit MediantInnen verinnerlicht.

Sie ist in meiner Erinnerung sehr viel wärmer als hier, die Empathie spielt eine ganz entscheidende Rolle. Gleichzeitig haben die Konfliktparteien alle Zeit der Welt, um zu reden. Sie werden nicht so schnell unterbrochen, sondern da ist ganz viel Geduld beim Zuhören. Wenn es Stunden dauert, bis jemand fertig ist, dann dauert es halt Stunden. Manchmal nimmt man auch mal eine Person bei der Hand oder berät sie. Shuttle-Mediation wird häufig angewandt. Die Community oder erweiterte Familie ist manchmal dabei oder hört sich zumindest zum Schluss das Ergebnis an. Unentgeltlich müssen Mediationen sein, damit niemand ausgeschlossen wird und damit die Komitees ihre Integrität bewahren.

Noch mehr Interesse an Details? Hier gehts zu einem ausführlicheren Artikel über Mediationsmethoden in Burundi.

Nachtrag Mai 2020: Vor einigen Monaten hat sich außerdem ein deutscher Journalist näher für die Komitees interessiert - ich konnte ihn mit meinen MIPAREC-Kollegen vernetzen, und im Brandeins Magazin Februar 2020 erschien dieser Artikel über sie.

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