Urakoze cane - Danke an Elie
Foto: HROC Burundi
Hier ein paar Worte über die Weisheit, den Mut und die Genialität meines Kollegen und Freundes Elie aus Burundi, den ich sehr schätze.
- Er war einer der Gründer des ersten Friedenskomitees in Burundi. Als sein Freund in einem Massaker beinah ermordet wurde, gab ihm der Gedanke an Elie Kraft. Gemeinsam bauten sie ihren Ort wieder auf.
- Elie stellte sich mir vor als Pfarrer. Früher war er Chauffeur und danach Ingenieur. Er arbeitete auch Vollzeit für unser Projekt.
- Er hatte fünf Häuser gebaut, die er vermietete.
- Daneben besaß er einige Felder, die er bewirtschaftete.
- Als Vater von fünf Kindern tat er viel für die Familie, z.B. sorgte er dafür, dass die Kinder auf gute Schulen kamen, besorgte seiner ältesten Tochter einen Praktikumsplatz nachdem sie ihr erstes Kind bekommen hatte, unternahm längere Spaziergänge mit seinen Kindern oder lud ihre Freunde ein, und sie konnten die halbe Nacht Gitarre spielen.
- Er gründete in 3.5 Jahren zwei eigene kleine Vereine, einer davon versammelte Studenten verschiedener Universitäten, um ihnen Konfliktmanagement-Techniken beizubringen.
- Er war zu der Zeit schon über 50 und besuchte abends die Universität, um seinen Master zu machen (er erhielt die Note "1" dafür).
- Er hatte seine eigene Kirche mit Spendengeldern neu aufgebaut; er sammelte insgesamt ca. 30.000 Euro dafür. Am Anfang arbeitete er gegen den Druck seines Kirchenvorstands, und niemand glaubte, dass er dieses verrückte Projekt zustande bekäme - aber sie irrten sich, die Kirche stand, und am Ende rissen sich die Leute darum, auch noch etwas spenden zu dürfen.
Wie konnte er all das auf einmal tun?
- Manchmal, wenn er Geld hatte, kaufte er ein paar Ziegel und baute sein neues Haus weiter. Wenn er kein Geld hatte, blieb der Rohbau eben erst einmal so stehen.
- Als ich ihn direkt fragte, sagte er, er arbeite immer - auch an Wochenenden und in Urlauben.
- Er schob das Geld von der einen Einnahmequelle hin zu der neuen Einnahmequelle, die er gerade erst aufbaute, um sich weiterzuentwickeln.
- Er war bescheiden in seinem Lebensstil, so dass er seine Energie konzentrieren konnte und sich nicht in allen möglichen Annehmlichkeiten zerstreuen oder sein Geld für gestiegene Ansprüche seines Lebensstils ausgeben musste.
- Was den Kirchenbau anging, sagte er, er habe vor allem Vertrauen gehabt, und das habe er auch seinem Kirchenvorstand gesagt: "Immer, wenn Gott mich segnet, werde ich selbst eine kleine Spende geben". Der Kirchenvorstand habe skeptisch gefragt: "Was, wenn das nicht oft genug passiert?" Aber er fing einfach an.
- Er nutzte Synergie-Effekte zwischen seinen verschiedenen Aktivitäten: Er konnte seine Masterarbeit als Veröffentlichung für die Arbeit unseres Büros nutzen; die zwei NROs, die er gründete, trieben ebenfalls indirekt die Arbeit unseres Büros voran; er hielt auch mal ein Traugespräch auf der Veranda des Büros und nutzte die Kontakte in der Kirchengemeinde für seine Friedensarbeit.
- Er unternahm kleine Schritte und war nicht perfektionistisch. Seine Vereinstätigkeiten hielt er da ab, wo er kostenlos einen Raum bekommen konnte.
- Wenn etwas nicht funktionierte, hörte er damit wieder auf und tat das, was funktionierte.
- Er nahm sich jeden Tag etwas Zeit für sich selbst, seine eigenen Lebensfragen.
Eine seiner Aussagen, die mich zum Denken brachte:
"Für Friedensfachkräfte in Burundi ist die größte Herausforderung, eine Kultur und eine Gesellschaft zu respektieren, von der sie gelernt haben, sie sei unterentwickelt."
Elie ist momentan Leiter der Quäker-Organisation Healing and Rebuilding Our Communities (HROC) und Mitglied der burundischen Wahrheits-und Versöhnungskommission.
Was ich seither anders mache
Ich habe von ihm gelernt, einfach mit all dem anzufangen, was mir wichtig ist und was Sinn macht. Immer das zu tun, was gerade geht. Die eine Aktivität tut auch der anderen gut. Nicht so eine Hetze, nicht nur das Ziel vor Augen haben, auch den Prozess genießen und immer irgendetwas Produktives tun. Nachhaltige kleine Schritte unternehmen mit einem Langzeitziel vor Augen. Ich bin froh ihn zu kennen, denn er hat mich so inspiriert, und wir haben zusammen erfolgreich stille Diplomatie in einigen Konflikten betrieben - so tolle Sachen habe ich seitdem selten wieder gemacht.