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Was ich gerade lese - Empfehlungen für afrikanische Literatur

20. Dezember, 2019 um 10:38 Uhr


Foto: Karoline Caesar

2017 kaufte ich zum ersten Mal die Sammlung von Kurzgeschichten des Caine Prize for African LIterature, der damals  aus über 148 Bewerbungen aus 22 afrikanischen Ländern ausgewählt wurde, und ich las den Band in einem Zug durch.

Zwei Geschichten, an die ich mich bis jetzt erinnere:

Die in poetischer Sprache geschriebene Geschichte "The Secret Language of Vowels" von Abdul Adans, einem somalischen Schriftsteller, der zwischendurch in Kasachstan lebte und dann in die USA ging. Die Geschichte setzt sich mit der Hungersnot in Kasachstan in den 1930ern auseinander, bei der eine Million Kasachen starben. Der Erzähler mag seinen Namen nicht und reflektiert über die Ausnutzung von Sprache zu Machtzwecken. In der Geschichte dominieren Menschen bestimmter sozialer Gruppen und Familien, deren Namen den Buchstaben "a" enthalten und klangvoll sind und die den Erzähler ständig unterdrücken oder mobben. Die Beschwerden über "zuviele Konsonanten" oder "die verkehrten Vokale" stehen für viel mehr.

Lesley Nneka Arimah schreibt die sehr unter die Haut gehende, unheimliche Geschichte "Shells" - was bleibt von einem übrig, wenn man nach und nach das Gedächtnis verliert, keine vertrauten Menschen mehr erkennt und jede und jeder, den man nicht mehr erkennt, kennt einen dann auch nicht mehr? Die Hauptfigur entgleitet immer mehr in eine einsame und verwirrte Welt. Das, was übrig bleibt von ihr hat nichts mit dem zu tun, wonach wir in einer modernen Gesellschaft streben sollen, sondern ist etwas ganz anderes.

Daneben gibt es Geschichten von homosexueller Liebe oder vom Aufstand gegen einen Big-Brother-Staat in einem Science-Fiction-Szenario, vom Leben in traditionellen Denkweisen und vielem mehr.

Ich tauchte damals ein in eine erstaunliche andere Welt - bestehend aus alten Denkweisen, die mir durch Begegnungen mit Menschen auf dem Land in Malawi und Burundi vertraut vorkamen, aber auch aus hypermodernen, westlichen Lebensweisen die die Erzähler mit dem Alten zu etwas ganz anderem verwoben. Die Gegensätze so kreativ zusammenzufügen ist eine Stärke dieser Geschichten, die in mir neue Gedanken anstieß. Aber auch die Sprache prägte sich ein - von nüchtern bis blumig, sehr persönlich bis geradezu kalt war alles dabei, und ich spürte Ergriffenheit, Schock, Rührung...  Ich kann es kaum erwarten die nächste Kurzgeschichtensammlung zu beginnen, die gerade vor mir liegt!

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